Presseerklärung Nr. 349.17: Es gilt das gesprochene Wort! TOP 28 – „Tourismusstrategie SH“ evaluieren und konsequent weiterentwickeln. Dazu sagt der tourismuspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Andreas Tietze:
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Tourismus ist und bleibt der wichtigste und erfolgreichste Wirtschaftssektor in Schleswig-Holstein. Die Zahlen von 2017 belegen dies in beeindruckender Art und Weise:
- 7,9 Mrd. Euro Bruttoumsatz der Tourismuswirtschaft
- 757 Mio. Euro Steueraufkommen, das an Bund, Länder und Kommunen fließt
- Wir hatten 22,5 Mio. Übernachtungen bei Freunden und Bekannten, 110 Mio. Tagesreisende und 53 Mio. Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben.
- 151.000 Menschen sind im Tourismus beschäftigt
Wir können zufrieden mit unserer Tourismuspolitik sein. Schleswig-Holstein bietet unseren Gästen einiges. Ich zitiere, mit Verlaub, den Tourismusverband Schleswig-Holstein:
- 90 Prozent unserer Gäste geben dem Reiseziel Schleswig-Holstein die Note sehr gut oder gut (1,8 im Durchschnitt).
- 81 Prozent der Gäste möchten in den nächsten Tagen wiederkommen.
- Unseren Gästen ist bei der Urlaubentscheidung besonders die Natur und das Maritime wichtig.
- Bei den Urlaubsaktivitäten lieben 78 Prozent den Einkaufsbummel, 78 Prozent Ausflüge in die Umgebung, 78 Prozent lieben es am Wasser spazieren zu gehen, 77 Prozent möchten im Meer, See oder Fluss baden, 57 Prozent genießen landestypische Spezialitäten – es lebe der Matjes, das Krabbenbrötchen, Grünkohl, das Flens und das Marzipan.
- Die wichtigsten Urlaubsmotive sind mit 71 Prozent der Abstand zum Alltag, 70 Prozent wollen Entspannung und keinen Stress, 67 Prozent frische Kraft sammeln, 66 Prozent Spaß und Freude haben und 61 Prozent lieben die Natur.
- Unsere Zielgruppen sind zu 26 Prozent Familien, 16 zu Prozent Naturlauber*innen und zu 13 Prozent Entschleuniger*innen.
Was haben wir auf den Weg gebracht:
- Umbau der Tash zur 100-prozentigen Tochter des Landes. Das wird Auswirkungen haben, auch finanzieller Art – Sie werden sehen, das Jamaika da Akzente setzen wird.
- Steigerung des Wettbewerbs unserer kleinen und mittelständischen Betriebe – Mittelstandsfreundlichkeit heißt hier auch Förderfreundlichkeit.
- Nachhaltiger Tourismus – da sind wird Grüne besonders stolz, dass diese Tourismusform heute selbstverständlich ist und vielfach mustergültig gelebt wird. Hier funktioniert die Balance zwischen Ökonomie und Ökologie, worauf wir uns in dieser Koalition geeinigt haben.
Der Tourismus ist Grüner und nachhaltiger geworden. Jamaika will mehr und macht mehr. Die Herausforderungen der Zukunft fordern uns alle, denn machen wir uns nix vor: Wir dürfen die Hände jetzt nicht in den Schoss legen, es gibt noch viel zu tun und wir packen das auch an.
Nachhaltigkeit und Naturverträglichkeit dürfen auch in Zukunft keine leeren Worthülsen sein. Qualität wird sich durchsetzen. Wir Grüne setzen dabei auf Attraktivitätseffekte, Lebensqualität, saubere Strände und sauberes Wasser. Der echte Norden hat ein hohes Potenzial durch seinen einzigartigen Natur- und Lebensraum. Diesen müssen wir erhalten.
Das schleswig-holsteinische Weltnaturerbe sei hier an erster Stelle genannt. Ich habe das hier schon einmal in einer Debatte gesagt: Schleswig-Holstein ist ein Ort, wo sich Himmel und Erde eine Bühne teilen.
Wie heißt es so schön bei Mona Harry, ich zitiere, Herr Präsident, aus ihrem Gedicht:
„Wir haben den größten Himmel und die steifste Brise, die dicksten Fische und die weichsten Wiesen, die spitzesten Muscheln und die feuchtesten Watten, wo Seehunde kuscheln und sich Schafe auf Deichen begatten. Land zwischen den Meeren, vor dem sich sogar die Bäume verneigen, du bist der wahre Grund, warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!“
Nur wenn die Menschen im echten Norden echte Natur erleben, bleiben wir zukunftsfähig. Unser Antrag ist jetzt ein gemeinsamer Antrag. Ich habe mich immer dafür eingesetzt, dass Tourismuspolitik auch Ideen von Parteien aufgreift, die in der Opposition sind. Das ist eine gute Tradition und so hoffe ich, dass unser gemeinsamer Antrag eine breite Mehrheit in diesem Hause bekommt.
Die Urlauber*innen von morgen wollen Urlaub im Einklang mit der Natur. Sie suchen nach Entschleunigung und Ruhe. Sie legen Wert auf einen guten ökologischen Fußabdruck und wollen auch und gerade in ihrem Urlaub eine gute CO2-Bilanz.
Tourismus in unserem Bundesland geht nicht gegen, sondern nur mit der Natur. Lassen sich mich noch etwas zur Bahnstrecke nach Sylt sagen: Unsere Pendler*Innen im hohen Norden haben eine schwere Last zu tragen. Das, was einfach täglich funktionieren muss, die Bahnverbindung, funktioniert einfach nicht. Wir sollten uns zur dringlichsten Aufgabe machen, Lösungen zu suchen, die an der Wurzel ansetzen. Damit bei allem Engagement an erster Stelle steht, das Erreichbarkeit, Pünktlichkeit, Sauberkeit und Verlässlichkeit des öffentlichen Nahverkehrs ein hohes Gut sind.
Deshalb müssen die Schienenverbindungen zu den Urlaubsdestinationen unbedingt modernisiert werden. E-Züge fahren im Übrigen schneller, leiser, besser und billiger. Sie verbrauchen weniger Treibhausgase und bringen echte Verbesserungen für Pendler*innen, Einheimische und Gäste.
Ich habe es hier schon einmal gesagt: Wir bleiben in der Tourismuspolitik der grüne Kaktus, der, wenn es um die Zerstörung unserer Natur geht, bekanntlich sticht.