Anfang Februar war ich zu Gast in der Gemeinde Boren im Kreis Schleswig-Flensburg. Auf halbem Weg zwischen Schleswig und dem Meer liegt dieser landwirtschaftlich geprägte Teil Angelns im Osten Schleswig-Holsteins. Direkt an der Schlei bietet die Gemeinde Boren ein attraktives Reiseziel für deutsche und dänische Besucher*innen. Besonders der kleine Ort Lindaunis gilt dabei als touristischer Knotenpunkt für Schiffe, Autos, Bus und Bahn sowie für Radfahrer*innen und Wandernde, die Natur und Gastfreundlichkeit genießen wollen.
An diesem Abend zog mich jedoch nicht in erster Linie die touristische Frage nach Boren. Vielmehr ging es mir um die verkehrspolitische Zukunft der Region. Ich habe gemerkt, dass dieses Thema viele Menschen vor Ort beschäftigt und dabei vor allem auf lokaler Ebene nach Lösungen gesucht wird. Mir war es daher wichtig, das berechtigte Interesse an der eigenen Umgebung aufzugreifen und in den größeren verkehrspolitischen Rahmen zu stellen. Infrastrukturprojekte müssen groß gedacht werden, denn sie vereinen viele Faktoren und haben weitreichende Auswirkungen. Im Anschluss an meinen Vortrag haben wir gemeinsam ausgelotet, wohin die Reise gehen soll.
Besser vorankommen mit Netz25+
„Netz25+“ heißt die verkehrspolitische Strategie, die ich in Boren vorgestellt habe. Kurz zusammengefasst möchte sie folgendes: die Elektrifizierung des Schienenverkehrs, die Energiewende im Verkehr, Sektorenkopplung, starke Linien und flexible Bedienung sowie ein ÖPNV-Tarif für den ganzen Norden. Mit Netz25+ wollen wir Schleswig-Holstein fit machen für die Mobilität der Zukunft, die Menschen nachhaltig und bequem miteinander verbindet.
Für die Region Sønderjylland-Schleswig, in der auch die Gemeinde Boren liegt, bedeutet das nicht nur eine Investition in den Fortbestand des Tourismus. Eine bessere Vernetzung von Stadt und Land trägt darüber hinaus zur Steigerung der Lebensqualität bei. Ärzte, Universitäten, Krankenhäuser und Einkaufsmöglichkeiten wären so für alle Einwohner*innen direkt, umweltfreundlich und günstig zu erreichen. Eine bessere Anbindung in den Westen Schleswig-Holsteins und über die deutsch-dänische Grenze hinweg lässt die Regionen zusammenrücken.
Die Zeichen stehen auf Grün
Die Kosten für so ein Projekt müssen gut durchdacht sein. Durch die Steigerung der Regionalisierungsmittel und die Deckelung bei den Schieneninfrastrukturkosten ist der Moment für eine Investition in verkehrstechnische Modernisierung denkbar günstig. Gemeinsam haben wir deshalb den Infrastrukturfonts MOIN.SH angelegt. Dazu kommt, dass die EU zur Zeit Projekte von Nachbarschafts- und Grenzregionen fördert. Nutzen wir also unsere Chance. Wir im Norden haben schon lange mit einer veralteten Verkehrstechnik zu kämpfen. Die Situation der Marschbahn an der Westküste ist dafür symptomatisch. Statt jedoch nur vereinzelt nachzubessern, sollten wir jetzt Nachhaltigkeit und Umweltschutz mit einer guten und günstigen Mobilität der Zukunft verbinden.
In Boren an der Schlei gab es viel Zuspruch für Netz25+ und die verbesserte Erschließung der Region durch einen modernen und nachhaltigen ÖPNV. Es ist eben einleuchtend, die Erfolge der Energiewende auch auf die Verkehrspolitik zu übertragen. Besonders eindrucksvoll war für mich, wie sehr die Interessierten an diesem Abend mitgestalten wollten – da war von Politikverdrossenheit nichts zu spüren. Stattdessen haben wir konstruktiv darüber debattiert, was konkret vor Ort wichtig ist. Aus Boren mitgenommen habe ich das Interesse an einer Verbindung zwischen Kappeln und Schleswig sowie den Vorschlag, Bedarfshaltestellen entlang der Strecke einzurichten. Das spart Fahrzeit und ermöglicht so zusätzliche Halte an wichtigen Punkten entlang der Schlei.
Gemeinsam für die Verkehrswende
Die Zeit ist reif für eine nachhaltige Verkehrswende in Schleswig-Holstein. Was wir jetzt brauchen ist der politische Wille für Netz25+ auf dänischer und deutscher Seite. Nur gemeinsam können wir eine umweltfreundliche und sinnvolle Verkehrspolitik realisieren, die den modernen Anforderungen an unsere Mobilität gerecht wird. Dazu müssen wir auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene zusammenarbeiten und ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, alle an einen Tisch zu bekommen. Ich bin Borens Bürgermeister Thomas Detlefsen dankbar, der mein Anliegen in den Kreistag tragen wird. Außerdem gilt mein Dank den Organisator*innen dieses schönen Besuchs in Boren an der Schlei.
Hintergrund-Bild: © Ajepbah / Wikimedia Commons / Lizenz: CC-BY-SA-3.0 DE