Schleswig-Holstein ist im Bundesdurchschnitt vorbildlich, wenn es um den Ausbau erneuerbarer Energien geht. Wir sind Energiewende-Land Nummer Eins, zum einen weil der Norden schon immer günstig am Wind stand. Zum anderen auch, weil viele Menschen im Land gerne auf nachhaltige Infrastruktur setzen. Für Unternehmer*innen sind die erneuerbaren Energien ein wichtiger Faktor ihrer Wirtschaft. Für private Stromproduzent*innen bedeuten die eigenen Solar-Panels auf dem Dach ein Stück Freiheit und Selbstbestimmung auf dem Weg zu einer dezentraleren Daseinsvorsorge. Es stimmt, dass wir mit der Energiewende dem Traum einer erneuerbaren umweltfreundlichen Energieversorgung näher kommen. Im Norden haben wir grünes Licht für die ökologischen Energien der Zukunft.
Fortschrittlicher Schienenverkehr statt paradoxer Dieselbetrieb
Doch der Horizont trübt sich, wenn es um unsere Bahnen geht. Dass die Situation auf der Schiene insbesondere für Pendler*innen und Tourist*innen unhaltbar geworden ist, liegt mit daran, dass Schleswig-Holstein das Bundesland mit der am wenigsten fortgeschrittenen Elektrifizierung des Schienenverkehrs ist. Anstatt moderner Triebwagen auf Basis regionaler und nachhaltiger Energien tuckern hier veraltete und störungsanfällige Diesel-Loks über die Gleise und verpesten unsere Umwelt mit ihrem Qualm.
Wie unwirtschaftlich das sein kann, zeigt ein leidiges Beispiel. Allein die Marschbahn verbraucht 28 Mio. Liter Diesel im Jahr und produziert 74.000 t Treibhausgas, ohne Pluspunkte in Sachen Leistung zu sammeln. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch schlecht für die Umwelt und den Geldbeutel. Weil ein Liter Diesel nur so viel wie 2,5-3 kWh Strom leistet, „verbrennen“ rund 12 Millionen Euro im Jahr auf nicht elektrifizierten Strecken in Schleswig-Holstein. Geld, das andernorts besser verwandt werden könnte.
Der Einsatz veralteter Maschinen bei uns im Norden hat auch historische Gründe. Doch zeigt sich heute mit Blick auf unsere Klimazukunft deutlich, dass sich dringend etwas ändern muss. Wir produzieren mehr als genug grünen Strom im Land und fahren gleichzeitig auf Diesel – das ist paradox. Nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern in ganz Deutschland haben wir die rote Laterne bei der Elektrifizierung. Das müssen wir ändern.
Erst mit der Verkehrswende kann Klimaschutz nachhaltig wirken
Dass der Kampf gegen den Klimawandel nicht auf zähe Verhandlungen warten kann, sollte spätestens seit Fridays For Future klar sein. Die Zeit der Politikverdrossenheit unter jungen Menschen ist de facto vorbei. Überall in Europa und der ganzen Welt gehen heute Tausende auf die Straße und stellen die Weichen für unsere Zukunft. Sie treten dort auf, wo die Politik nicht schnell auf die dringenden Probleme unserer Zeit reagiert. Da erscheint es fatal, dass der Bundesregierung immer noch ein Konzept fehlt, wie die Klimaziele im Verkehr eingehalten werden können. Richtig ist: Klimawandel hält nicht an der Bahnschranke. Richtig ist aber auch, dass erst mit einer grundlegenden Verkehrswende Klimaschutz nachhaltig wirken kann.
Immerhin sind im Bundesdurchschnitt mittlerweile 60% der Schienenstrecken elektrisch. Von 1200 km Schleswig-Holsteiner Gleisen jedoch sind nur 30% elektrifiziert. Wir im Norden hängen um die Hälfte hinter dem Bundesdurchschnitt zurück und das, obwohl wir in nachhaltigem Strom schwimmen. Um aufzuholen müssen 400 km Schiene auf E-Betrieb umgerüstet werden. Auch fehlen trotz der günstigen Bedingungen für nachhaltige Verkehrslösungen rund 350 km Oberleitungen in SH. Bis 2025 will die Berliner GroKo 10%, also 3.500 Kilometer elektrifizierte Gleise dazu bauen. Schleswig-Holstein bietet Potential, mit der Energiewende auch den Nahverkehr auf der Schiene umweltverträglich und klimaneutral zu gestalten. Doch darauf warten können und wollen wir nicht. Wir Grüne im Land gestalten die Verkehrswende schon jetzt aktiv mit.
Neue E-Züge für einen nachhaltigen Schienen-ÖPNV
Mit der weitreichenden Strategie Netz25+ richten wir grüne Verkehrspolitik auf die Energiewende im Verkehr aus. Dass wir dabei auf Technologie setzen, die eine nachhaltige Mobilität der Zukunft garantiert, ist klar. Zusätzlich zur notwendigen Elektrifizierung des Schienenverkehrs sollen Starke Linien realisiert werden. Solche Verkehrsachsen bieten schnellen, komfortablen und regelmäßigen Transit durchs ganze Land. Die Kommunen gestalteten die für sie passenden Zubringer zu den Starken Linien selbst. So finden auch ländliche Gebiete bequem Anschluss zu den Bedingungen, die für sie optimal sind.
Mit der Umsetzung von Netz25+ haben wir bereits in der Küstenkoalition begonnen und führen die Verkehrsmodernisierung im Echten Norden auch in der Jamaika-Koalition fort. Um den paradoxen Dieselbetrieb auf Schleswig-Holsteins Schienen kurzfristig zu beenden, haben wir die Anschaffung von elektrischen Triebwagen beschlossen. Diese E-Loks kommen ohne Oberleitungen aus und sind daher vielfältig in SH einsetzbar. Auf den nicht-elektrifizierten Nebenstrecken hat es sich so in wenigen Jahren ausgedieselt.
Selbst wenn der heutige Strommix für den Betrieb unterstellt wird, sind solche E-Züge in der Klimabilanz unschlagbar. Im Vergleich zu Dieselzügen und erst recht zum Straßenverkehr sparen sie im Jahr rund 26.000 t schädliche CO2-Gase und 10 Millionen Euro Kosten für Treibstoff. Die E-Züge fahren leiser, schneller, besser und billiger, die so eingesparte Mittel ermöglichen mehr Zugfahrten und Streckenreaktivierungen. Wirtschaft und Ökologie profitieren gleichermaßen, genauso wie einheimische Fahrgäste* und Tourist*innen.
Wir bringen die Mobilität der Zukunft nach Schleswig-Holstein
Es ist höchste Zeit, den Bahnverkehr im Norden ins 21. Jahrhundert zu holen. Diesel ist out, gerade im Energiewende-Land Schleswig-Holstein. Wir stellen stattdessen auf umweltfreundliche und nachhaltige Technologien um und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unseres Klimas. Wir Grüne setzen uns auch im Bund dafür ein, dass der Norden nicht abgehängt wird. Schleswig-Holstein muss beim ÖPNV aufholen, um weiter grünes Vorbild zu sein.