Es gilt das gesprochene Wort! TOP 43 – Entlastung von Pendler*innen durch ein attraktives Jobticket. Dazu sagt der verkehrspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Andreas Tietze:
Sehr geehrte Damen und Herren,
2019 fuhren über das Jahr 250 Millionen Fahrgäste alleine bei uns im Land mit dem ÖPNV. Die Fahrkarteneinnahmen stiegen auf 270 Millionen Euro – Traumzahlen! Der ÖPNV brachte nicht nur die Menschen von A nach B, sondern auch über 6.200 Menschen in Lohn und Brot.
Dann kam Corona: Nicht nur, das viele Menschen ohnehin zuhause blieben. Einige sorgten sich, in Zügen und Bussen anzustecken. Die Versorgung blieb mit 98 Prozent hoch, aber es gehört auch zur Wahrheit, dass wir viel Luft transportiert haben. Je nach Linie fuhren 80-90 Prozent weniger mit. Das hat große Löcher in die Kassen gerissen – 140 Millionen Euro bis heute. Land und Bund haben die Unternehmen aber nicht im Regen stehen lassen und glichen die Verluste zu 100 Prozent aus – dies gilt noch bis zum 31.12.
Nun kommt die zweite Welle. Auch diese wird verlustreich aber auch irgendwann zu Ende sein. Bleibt die Hoffnung, nach dem Aufschwung nach Corona werden auch die Fahrgäste kommen. Für uns bleiben Öffentliche Verkehrsmittel zentrale Bestandteile der Mobilitätswende. Sie sparen Platz und sorgen so für weniger Stau. Sie emittieren deutlich weniger Schadstoffe und sie sparen Energie und schonen damit das Klima. Aber wir müssen das Vertrauen der Kund*innen zurückgewinnen.
Dabei helfen: Zuverlässigkeit auch in der Krise, denn auch im Lockdown müssen die Menschen, die noch fahren müssen, sicher ans Ziel. Maske tragen und Lüftungsanlagen. Die Berliner Charité zeigte, dass das Zugpersonal der DB nicht öfter erkrankt als das Werkstattpersonal. Vorbeugen schützt.
Wir brauchen auch attraktive Tarifangebote. Wir Grüne stritten hart für das Semesterticket, weil mit dem Solidarmodell das Ticket für alle sehr günstig wird und sich mit der landesweiten Gültigkeit inklusive Hamburgs das Fahren mit Zug und Bus radikal vereinfacht. Dazu sichert die pauschale Abrechnung die Einnahmen.
Jetzt kommt folgerichtig das Jobticket. Es ist ein weiterer Schlüssel zur Mobilitätswende und noch weit mehr: Es sichert die Ausbildung von Fachkräften, es hilft Fachkräfte im Land zu halten, es stellt einen erheblichen Standortvorteil für den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein dar und es sorgt für eine bessere Kund*innenbindung.
Auch wenn das Jobticket kein Solidarticket ist und nur für eine Strecke gilt, hilft es den Pendelnden und gerade den Auszubildenden. Und Solidartickets helfen in Krisenzeiten auch den Aufgabenträgern. Sie sind eine feste Bank bei den Fahrkarteneinnahmen. Semestertickets wurden während der Corona-Krise nicht umgetauscht – mir ist das jedenfalls nicht bekannt.
Meine Damen und Herren, wir Grüne meinen, da geht aber noch mehr. Hessen hat für Schulkinder mit dem 365- Euro-Ticket gezeigt, wie beliebt pauschale und landesweite Tickets sind: Statt 255.000 verkaufen sich mit 408.000 Tickets rund 60 Prozent mehr. Ein Wahnsinnserfolg – und Stabilität bei den Fahrgasteinnahmen.
Wir wollen in einem nächsten Schritt ein Bildungsticket für alle Schüler*innen im Land, das pauschal und landesweit und auch für Auszubildende gilt. Dazu hat es in diesem Koalitionsvertrag leider nicht gereicht. Aber liebe SPD, lieber SSW, das, was wir unter Jamaika erreicht haben, ist besser als nix und seien sie sicher: das 365-Euro-Bildungsticket für alle wird kommen.
Meine Damen und Herren, aber jetzt gilt es erst mal den Etappensieg zu feiern, eine Tour de France wird auch nicht an einem Tag gewonnen. Die Mobilitätswende ist in aller Munde. Klimakrise und Staus haben allen verdeutlicht: Mobilität wandelt sich – Politik wandelt sich.
Das Jobticket kommt zur richtigen Zeit und wir werden es als Grüne Landtagsfraktion unseren Mitarbeiter*innen ermöglichen – seien sie auch Vorbild und schließen sie sich an. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.