Pressemitteilung Nr. 224.21 · Es gilt das gesprochene Wort! TOP 29+42 – Optimierte S-Bahn-Taktung; Die S-Bahn für die Menschen deutlich verbessern. Dazu sagt der verkehrspolitische Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Andreas Tietze:
Meine Damen und Herren,
Corona senkte die Fahrgastzahlen im öffentlichen Personennahverkehr um 70-80 Prozent. Bis 2023 werden die Verluste auf 369 Millionen Euro geschätzt. Jetzt erst recht müssen wir in Zug und Bus investieren. Nur bessere Angebote und mehr Platz werden die Fahrgäste wiederbringen.
Und wir brauchen noch viel mehr für die Mobilitätswende als Teil der Klimarettung. Dazu hatten wir das Gutachten zur Optimierung des Schienenverkehrs in Schleswig-Holstein angeschoben. Seit 17. März liegt es nun vor und zeigt: Die Stadt-Umland-Verkehre haben große Potenziale, S-Bahnen um Hamburg sind die starken Achsen, dichtere Takte auf den bereits vorhandenen Strecken der S1, S3 und S21 sind ein QuickWin.
Soweit kommt auch Ihr Antrag, Herr Kollege Vogel. Doch Sie greifen gleich mehrfach zu kurz. Der Zehnminutentakt statt des Zwanzigminutentaktes ist nicht nur leichter zu merken – zum Beispiel 09, 19, 29 und so weiter, er ist viel mehr die Befreiung vom Fahrplan selbst. Unbekümmert steigt man einfach in den nächsten Zug, der kommt ja eh gleich.
Dieser „Pater-Noster-Effekt“ basiert psychologisch darauf, dass man nur eine einstellige Minutenzahl wartet. Aber auch die Busse werden besser. Beim Zwanzigminutentakt dauert das Umsteigen von Bus zu Bus oft länger als die innerörtliche Fahrt im Bus. Im Zehnminutentakt entfällt dieses Warten und es entstehen durchgehende und viel schnellere Verbindungen zwischen den Orten um den S-Bahnhof.
Ein Beispiel von der S21: Wentorf und Reinbek verbindet praktisch nur ein Weg. Fahren die Busse öfter und ohne Warten am S-Bahnhof, sinkt die Zahl der Autos in diesem Engpass. Der Zehnminutentakt der S21 bietet hier somit nicht nur die bessere Anbindung nach Hamburg, sondern auch gleichzeitig die Chance, die Kreisgrenze zwischen Stormarn und Lauenburg zu überwinden.
Dichtere Takte geben damit den Kommunen Aufgaben. Da wäre die Aufwertung der Bahnhöfe zu Mobilitätsstationen. Das fördern wir auch mit bis 75 Prozent aus LandesGVFG und wir fördern eine gute Anbindung mit Fahrrad und zu Fuß. Eine S-Bahn funktioniert auch nicht ohne Busse im gleichen, dichten Takt und auch nachts. Gerade dafür erhöhten wir die Busmittel auf über 77 Millionen Euro jährlich und dynamisieren sie mit 1,8 Prozent jährlich.
Ich erwarte von den Kommunen, gerade bei der S21, eine starke Unterstützung der S-Bahn-Taktverdichtung. Dort fahren mit täglich 5.000 Menschen deutlich weniger als in Wedel mit 11.000 und Pinneberg mit 17.000. Es gilt: Ohne Fleiß, kein Preis. Denn S-Bahnen ergeben nur Sinn, wenn auch Leute drinsitzen. Schließlich fahren in rund dreiviertel des Landes Züge nur ein-, zweimal stündlich. Auch dort werden wir Takte verdichten. Es geht nur nicht so leicht und schnell wie bei der S-Bahn.
Fazit: Die Taktverdichtung ist der Einstieg in die Mobilitätswende. Einsteigen bitte.