Bei schönstem Wetter und ruhiger See startete der Wirtschaftsausschuss des Landtags Schleswig-Holstein an diesem Mittwoch zu einer zweitägigen Informationsreise nach Helgoland. Dabei handelt es sich um die erste Reise eines Landtags-Ausschusses seit Beginn der Corona-Pandemie. In meiner Rolle als Ausschussvorsitzender habe ich mich zusammen mit meinen Kolleg:innen über die wirtschaftliche Situation der Hochseeinsel in Kenntnis setzen lassen. Die Corona-Pandemie hat auch hier ihre Spuren hinterlassen. Doch sind die Helgoländer:innen zuversichtlich, mit spannenden und innovativen Ideen gestärkt aus der Krise zu gehen.
Das Projekt AquaVentus verspricht umweltfreundlichen Wasserstoff aus sauberer Windenergie
Vom Fähranleger in Büsum brachte uns das 1980 erbaute Seebäderschiff „Lady von Büsum“ auf das berühmte Nordsee-Eiland. Zusammen mit der Insel Helgoland hat dort ein Konsortium aus zahlreichen internationalen Unternehmen und Forschungseinrichtungen das Projekt AquaVentus zur Produktion von umweltfreundlichem Wasserstoff gestartet. Bis 2035 sollen zehn Offshore-Windanlagen mit einer Leistung im Gigawatt-Bereich in der Nordsee errichtet werden. Noch vor Ort wird der Windstrom in Wasserstoff umgewandelt werden und per Pipeline das Festland mit bis zu einer Millionen Tonnen Wasserstoff jährlich versorgen. Das Projekt ist von großer nationaler und internationaler Ausstrahlung und kann für uns in Schleswig-Holstein in den kommenden Jahren zu einer großen Chance und einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor auf dem Weg der Energiewende werden.
Tourismus-Strategie nach Corona – wie geht es weiter?
Der wirtschaftlicher Schwerpunkt Helgolands liegt neben der Windenergie natürlich auf dem Tourismus. Als Ausflugsziel und Ferienort läd die Insel ein, ihre Abgeschiedenheit mit den Vorzügen eines ausgedehnten Strandurlaubs zu kombinieren. Mehr als 300.000 Ausflügler:innen und Übernachtungsgäste besuchten Helgoland im Jahr 2019 und trafen auf gerade einmal 1307 Einwohner:innen – wirtschaftlich eine komfortable Lage. Doch mit Ausbruch der Corona-Pandemie blieben auch hier die Verdienstmöglichkeiten für die Gewerbetreibenden aus. Der Wirtschaftsausschuss traf sich deshalb im Helgoländer Rathaus mit den kommunalen Vertreter:innen zum Strategiegespräch. Auch informierte uns der Geschäftsführer der Versorgungsbetriebe Helgoland GmbH bei einer Besichtigung über Trinkwasser- und Wärmeversorgung, sowie die Inselenergie.
Unersetzliche Klimaforschung im Meerestechnologiepark MarGate
Die wirtschaftliche Entwicklung Helgolands hängt eng mit dem Binnenhafen im Unterland der Insel zusammen. Wir waren eingeladen, den Abschluss des Ausbaus mit seiner Wiedereinweihung zu feiern. Von hier aus startete auch unsere Bootsfahrt zum Meerestechnologiepark MarGate – für einen begeisterten „Seebären“ wie mich ein besonderes Highlight. Das historische Börteboot „ePirat“ setzte uns nahezu geräuschlos über. Als erstes Börteboot der Flotte fährt es mit einem umweltfreundlichen E-Motor und der selben Energiespeicher-Technik, wie sie auch im BMW i3 verbaut ist. Im Unterwasser-Experimentierfeld MarGate werden meeresbiologische Daten erhoben, um klima- und anthropogen bedingte Veränderungen der Hydrographie und Ökologie der Nordsee zu untersuchen. Vor Ort leisten die Forscherinnen und Forscher einen unersetzlichen Beitrag zum Verständnis der klimawandelbedingten Veränderungen des empfindlichen Ökosystems Nordsee.
Eine informative und gelungene Informationsreise
Persönlich war der Besuch auf Helgoland für mich ein wiedergewonnenes Stück Freiheit in der immer noch nicht überwundenen pandemischen Situation. Der Wirtschaftsausschuss konnte endlich an seine früheren Besuche auf „der Insel, die atmet“ anschließen, um sich die Situation und Entwicklung vor Ort anzusehen und zu diskutieren. Als Ausschussvorsitzender danke ich dem Helgoländer Bürgermeister Jörg Singer im Namen aller Mitglieder für die freundliche Einladung und den herzlichen Empfang und freue mich auf die Gelegenheit, den Besuch auf Deutschlands einziger Hochseeinsel wieder zur Regelmäßigkeit werden zu lassen.
Titel-Foto: Dennis Zdunek