Pressemitteilung Nr. 329.21 vom 28.10.20201 · Es gilt das gesprochene Wort! TOP 33 – Fernzuganbindung in Schleswig-Holstein sicherstellen
Dazu sagt der verkehrspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Andreas Tietze:
Sehr geehrte Damen und Herren, die alte Bundesregierung will bis 2030 doppelt so viel Fahrgäste. Dazu entwickelte sie den Zielfahrplan im Deutschlandtakt. Der erste Entwurf plante an der Westküste noch einen zweistündlichen Fernverkehr. Der jüngste Entwurf stufte ihn auf „Fernverkehr oder schneller Regionalverkehr“ herunter. Dazu muss man genau auf die Farben der Linien achten. Der Unterschied ist immens: Fernzüge fahren ohne Landesgeld, Regionalverkehr muss das Land bestellen. Es geht schlicht um Geld!
Wir müssten mit Regionalisierungsmitteln diese Fernzüge bestellen, da sie für unsere touristischen Regionen von großer Bedeutung sind. Rund ein Viertel der Reisenden an Bord der Schiffe ab Dagebüll kommt mit dem Zug. Nach St. Peter nur 6 Prozent. Eiderstedt muss nicht nur mehr Parkplätze vorhalten, weil mehr Menschen mit dem Auto kommen, sondern verliert Kundschaft, weil sie woanders hinfährt.
„Urlaub mit der Bahn ist Urlaub von Anfang an“, warb die Deutsche Bundesbahn noch in den Achtzigern. Gerade die IC in die Ferienorte vermitteln dieses besonders für Familien wichtige Gefühl. In Hamburg umsteigen müssen stresst: Klappt der Anschluss? Schaffe ich das mit Gepäck und Kindern? Wo muss ich überhaupt hin?
Doch die durchgehenden IC transportieren nicht nur Menschen, sondern auch eine Botschaft. Schon die Anzeigen und Ansagen an den Bahnhöfen im Ruhrgebiet, in Frankfurt, Hannover, Berlin oder Dresden „InterCity nach Hamburg zur Weiterfahrt nach Westerland auf Sylt mit Kurswagen nach Dagebüll“ zeigen: nördlich von Hamburg kommt der Echte Norden.
CSU-Minister wissen das nicht. Es kommt ja leider keiner dieser IC aus München. Das liegt an der historischen Benachteiligung des Nordens durch den Bund: die fehlende Elektrifizierung. Schleswig-Holstein war bis zum Mauerfall eine strategische Dieselreserve. Dass erst 1994 die erste Oberleitung kam und wir mit 29 Prozent das Schlusslicht sind, schadet uns gleich mehrfach: Diesel ist teurer als Strom, wir müssen also mehr für unsere Regionalzüge ausgeben; ohne Oberleitung fahren keine ICE, so fehlt unserem Tourismus das Flaggschiff der DB; ohne Oberleitung fahren außerdem auch weniger IC; wir haben ein Imageschaden durch dreckige Diesel, in der Urlaubsregion des Landes der Energiewende geht das gar nicht.
Mehr Fahrgäste gibt es nur mit mehr Verbindungen. Vor allem mehr Direktverbindungen. Es geht dabei nicht nur um die Inseln und Halligen. Die Lübecker Bucht verliert im Zielfahrplan ihre Halte. Die Holsteinische Schweiz oder Eckernförde vermissen ihre Fernzughalte von ganz früher. Doch auch hier fehlt die nun nötige Oberleitung. Bei Friedrichskoog, Eiderstedt und Büsum sollten wir auch überlegen, wie man sie anbindet.
Meine Damen und Herren, lassen Sie uns gemeinsam unterhaken und unsere Landesregierung dabei unterstützen, sich auf Bundesebene für Direktverbindungen einzusetzen. Geben wir alle das Signal: „Wir lassen uns nicht abhängen!“