Künstliche Intelligenz (KI) in der Sozialen Arbeit – Revolution oder Risiko?

Die Digitalisierung hält Einzug in nahezu alle Bereiche der Gesellschaft – auch in die Soziale Arbeit. Besonders Künstliche Intelligenz (KI) könnte langfristig viele Prozesse verändern. Doch was bedeutet das für Fachkräfte, Klient:innen und Organisationen?

Chancen der KI in der Sozialen Arbeit

Künstliche Intelligenz (KI) verändert viele gesellschaftliche Bereiche – auch die Soziale Arbeit. Durch intelligente Systeme lassen sich Arbeitsprozesse optimieren, Fachkräfte entlasten und neue Möglichkeiten der Unterstützung schaffen. KI-Technologien bieten zahlreiche Möglichkeiten zur Verbesserung der Sozialen Arbeit:

  • Entlastung bei administrativen Aufgaben: Automatisierte Dokumentation und Datenanalyse reduzieren den bürokratischen Aufwand und schaffen mehr Zeit für die direkte Arbeit mit Klient:innen.
  • Entscheidungsunterstützung: Durch datenbasierte Analysen kann KI Fachkräfte bei der Einschätzung von Risiken und Bedarfen unterstützen, beispielsweise bei der Früherkennung von Gefährdungen oder bei der Fallanalyse.
  • Barrierefreie Kommunikation: Sprachassistenzsysteme und automatische Übersetzungen helfen, Sprachbarrieren abzubauen und den Zugang zu sozialen Angeboten zu erleichtern.
  • Bessere Erreichbarkeit von Hilfsangeboten: Chatbots und digitale Beratungstools ermöglichen einen niedrigschwelligen Zugang zu Unterstützung – unabhängig von Ort und Zeit.

Herausforderungen und Risiken beim Einsatz von KI

Trotz der offensichtlichen Vorteile wirft der Einsatz von KI in der Sozialen Arbeit auch ethische, soziale und technische Fragen auf. Gerade für Organisationen stellen sich zentrale Herausforderungen, die auf managerialer Ebene bedacht werden müssen:

  • Datenschutz und Ethik: Der Schutz sensibler Klient:innendaten ist essenziell. KI-Systeme müssen datenschutzkonform und ethisch verantwortungsvoll eingeführt und genutzt werden.
  • Fehlende soziale und emotionale Intelligenz: KI kann Fachkräfte unterstützen, aber keine menschliche Empathie oder professionelle Beziehungsarbeit ersetzen. Eine entsprechende Aufklärung über die technologischen Grenzen von KI sollte gewährleistet werden.
  • Bias in Algorithmen: Verzerrte oder unausgewogene Datensätze können zu diskriminierenden Entscheidungen führen. Eine kritische Überprüfung und regelmäßige Anpassung der Algorithmen sind erforderlich, ebenso ein für diese Effekte sensibilisiertes Beschwerde-Management.
  • Technische Abhängigkeiten: Nicht alle Organisationen verfügen über die finanziellen und technischen Ressourcen, um KI-gestützte Systeme zu implementieren und zu warten. Langfristig sollten hier Fördermöglichkeiten geschaffen werden, um Benachteiligungen zu vermeiden und eine hohe Qualität der sozial orientierten Dienstleistungen zu gewährleisten.

Ethische Fragen: Wie können wir KI verantwortungsvoll einsetzen?

Besonders heikel in Bezug auf die undurchsichtige Datenverarbeitung von Künstlicher Intelligenz in der Sozialen Arbeit sind Fragen der Ethik. Wie können wir sicherstellen, dass KI-Systeme fair, transparent und menschenzentriert eingesetzt werden? Eine verantwortungsbewusste Nutzung erfordert klare Richtlinien und Standards. Folgende Prinzipien sollten beachtet werden:

  • Transparenz: Transparenz in Bezug auf KI-Technologien in der Sozialen Arbeit bedeutet, dass die Funktionsweise der Algorithmen und die getroffenen Entscheidungen für Fachkräfte und Klient:innen nachvollziehbar und verständlich sind. Dies fördert Vertrauen, ermöglicht die Überprüfung auf ethische und faire Praktiken und stellt sicher, dass Datenschutz und Verantwortlichkeit gewahrt bleiben. Durch Transparenz wird sichergestellt, dass KI-Systeme verantwortungsbewusst und im Einklang mit sozialen und rechtlichen Standards eingesetzt werden.
  • Partizipation: Klient:innen, Fachkräfte und andere relevante Akteur:innen sollten aktiv in den Entwicklungs- und Entscheidungsprozess der KI-Implementierung und -Nutzung eingebunden werden. Sie haben so die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse, Bedenken und Perspektiven einzubringen, sodass die Technologie besser auf die sozialen und ethischen Anforderungen abgestimmt ist und die Autonomie der Beteiligten gewahrt bleibt.
  • Menschenzentrierung: KI-Technologien sollten stets die Bedürfnisse, Würde und Autonomie der betroffenen Personen in den Mittelpunkt stellen. Sie sollen als Unterstützung für Fachkräfte und Klient:innen dienen, indem sie individuelle Lebenskontexte und spezifische Herausforderungen berücksichtigen, ohne die persönliche Beziehung oder Entscheidungsfreiheit zu beeinträchtigen. Ziel ist es, dass KI-Systeme die Lebensqualität verbessern und den sozialen Zusammenhalt fördern, ohne den Menschen zu entmündigen oder zu ersetzen. KI soll nicht ersetzen, sie sollte als unterstützendes Werkzeug dienen – der Mensch bleibt im Mittelpunkt der Sozialen Arbeit.
  • Regulierung: Rechtlichen und ethischen Standards, die den sicheren und verantwortungsvollen Einsatz von KI gewährleisten, sorgen dafür, dass KI-Systeme transparent, fair und datenschutzkonform arbeiten. Sie schützen die Rechte und Privatsphäre der Klient:innen und wirken Missbrauch, Diskriminierung und ungerechtfertigte Auswirkungen auf die betroffenen Personen entgegen.

Fazit: KI als Werkzeug, nicht als Ersatz

Künstliche Intelligenz bietet spannende Möglichkeiten für die Soziale Arbeit – von der Entlastung administrativer Aufgaben bis hin zur verbesserten Erreichbarkeit von Hilfsangeboten. So können KI-Systeme etwa dabei helfen, Bedarfe schneller zu analysieren, die Kommunikation zu erleichtern und personalisierte Unterstützung anzubieten. Gleichzeitig müssen ethische, soziale und technische Herausforderungen kritisch reflektiert werden. Dazu gehören etwa Fragen des Datenschutzes, der Transparenz von Algorithmen und der Vermeidung von Diskriminierung. Auch die Frage der menschlichen Kontrolle und der Auswirkungen auf das Vertrauen der Klient:innen in die Fachkräfte bleibt entscheidend. Nur ein verantwortungsvoller, menschenzentrierter Einsatz, der die Autonomie und Würde der betroffenen Personen wahrt, kann sicherstellen, dass KI wirklich zur Verbesserung der Sozialen Arbeit beiträgt.